Muss man die Blätter von THC-Stecklingen schneiden, während sie wachsen?
Muss man die Blätter von THC-Stecklingen schneiden, während sie wachsen?
Einleitung
Wer mit THC Stecklingen arbeitet, stellt sich früher oder später die Frage:
Muss ich die Blätter meines Stecklings schneiden, während er wächst?
Viele Grower sind unsicher, ob das Entfernen großer Fächerblätter, also das Entlauben,
den Pflanzen hilft oder eher schadet. In diesem Artikel erklären wir:
- wann man Blätter schneiden sollte,
- wann man es unbedingt vermeiden muss,
- welche Techniken es gibt,
- und wie man Stecklinge stressfrei trainiert, um maximale Erträge zu erreichen.
1. Grundwissen: Welche Funktion haben die Blätter eines Stecklings?
Blätter sind für THC-Stecklinge keine Dekoration, sondern lebenswichtige Organe.
Sie sind unter anderem verantwortlich für:
- Photosynthese – die Pflanze produziert Energie und Zucker,
- Wurzelentwicklung – insbesondere in den ersten Tagen und Wochen,
- Feuchtigkeitsregulation – Verdunstung über die Blattoberfläche,
- Nährstoffspeicherung – Reserven für Stresssituationen.
Ohne gesunde, kräftige Blätter kann ein THC-Steckling weder stabil wachsen noch sein volles
Ertragspotenzial entwickeln. Deshalb ist es entscheidend, zu verstehen, wann das Schneiden
sinnvoll ist und wann es der Pflanze eher schadet.
2. Soll man Blätter an THC-Stecklingen schneiden?
Empfehlung: Nur selten und sehr gezielt.
Situationen, in denen man nicht schneiden sollte
In den folgenden Phasen sollte man auf das Schneiden von Blättern an THC-Stecklingen verzichten:
- direkt nach dem Einsetzen des Stecklings,
- während die Pflanze Wurzeln bildet,
- wenn der Steckling sichtbar gestresst wirkt (hängende Blätter, helle Farben, trockene Ränder),
- während zusätzlicher Belastung wie Umtopfen, starken pH-Schwankungen oder Temperaturschocks.
Jede Entfernung von Blattmasse bedeutet Energieverlust. Ein geschwächter Steckling wächst langsamer,
erholt sich schlechter von Stress und bildet in vielen Fällen weniger Ertrag aus.
3. Wann ist das Schneiden von Blättern sinnvoll?
Es gibt einige Situationen, in denen ein vorsichtiges Schneiden von Blättern an THC-Stecklingen
sinnvoll oder zumindest vertretbar ist:
-
Zu dichte Blattmasse und schlechte Luftzirkulation:
Wenn Blätter eng übereinander liegen, kann sich Feuchtigkeit stauen, was Schimmel begünstigt. -
Blätter liegen auf der Erde oder berühren den Topfrand:
Dadurch steigt das Risiko von Blattfäule und Pilzbefall. -
Große Fächerblätter blockieren viel Licht:
Wenn wichtige Triebe komplett im Schatten liegen, kann das Wachstum darunter leiden. -
Gezielte Entlaubung im Rahmen von Trainingsmethoden:
Bei Techniken wie Low Stress Training (LST) oder bestimmten High-Stress-Methoden
kann eine leichte Entlaubung unterstütztend wirken.
Als Faustregel gilt: Entfernen Sie nur so viele Blätter wie nötig und in der Wachstumsphase
im Idealfall nicht mehr als etwa 10–20 Prozent der großen Fächerblätter. Alles darüber hinaus
erhöht das Stressrisiko deutlich.
4. Schritt-für-Schritt-Anleitung: Blätter richtig schneiden
1. Pflanze beobachten
Vor jeder Entlaubung sollten Sie prüfen, ob der THC-Steckling:
- stabil und kräftig wirkt,
- bereits ein gutes Wurzelwerk ausgebildet hat,
- ein gleichmäßiges Wachstum zeigt.
2. Nur Fächerblätter entfernen
Entfernen Sie ausschließlich große Fächerblätter. Kleine Blättchen im Blüten- oder Trieb-Bereich
(Sugar Leaves) sollten in der Wachstumsphase nicht geschnitten werden. Sie tragen aktiv zur
Photosynthese bei und sind in dieser Phase besonders wertvoll.
3. Sauberes Werkzeug verwenden
Nutzen Sie immer eine saubere, scharfe Schere oder ein Skalpell und desinfizieren Sie das Werkzeug
vor der Entlaubung mit Alkohol. So senken Sie das Risiko von Infektionen und Pilzbefall.
4. Nur wenige Blätter auf einmal entfernen
Gerade bei jungen THC-Stecklingen sollten Sie behutsam vorgehen. Entfernen Sie nur einzelne Blätter:
- die auf dem Substrat aufliegen,
- die komplett andere Triebe überdecken,
- oder die Probleme wie Reibung oder Stauhitze verursachen.
5. Erholungszeit einplanen
Nach der Entlaubung sollte die Pflanze einige Tage Ruhe bekommen. Vermeiden Sie in dieser Zeit:
- Umtopfen,
- starke Trainingsmaßnahmen,
- größere Änderungen bei Licht, Temperatur oder Nährstoffzugabe.
So kann der Steckling den Eingriff besser verarbeiten und sich stabil weiterentwickeln.
5. Was passiert, wenn man zu viel schneidet?
Übertriebene Entlaubung kann für THC-Stecklinge deutliche Nachteile mit sich bringen:
- verlangsamtes Wachstum,
- geringeres Wurzelvolumen,
- verminderter Ertrag,
- vermehrt hängende oder verfärbte Blätter,
- verstärkter Stress, der das Wachstum zeitweise stoppt.
Stecklinge sind in der Regel empfindlicher als Pflanzen aus Samen, da sie von Anfang an ohne vollständiges
Wurzelsystem starten und auf gespeicherte Energie angewiesen sind. Jeder unnötige Eingriff in die Blattmasse
erhöht hier das Risiko.
6. Alternative zur Entlaubung: Blätter binden statt schneiden (LST)
In vielen Fällen ist es besser, Blätter zu binden statt zu schneiden. Diese Methode fällt unter
Low Stress Training (LST).
Anstatt große Fächerblätter zu entfernen, können Sie:
- Blätter vorsichtig nach unten oder zur Seite binden,
- Triebe freilegen, ohne Blattmasse zu verlieren,
- Licht gleichmäßiger im ganzen Pflanzendach verteilen.
Der Vorteil: Die Pflanze behält ihre volle Photosynthesefläche, wird weniger gestresst und der Ertragspotenzial
bleibt erhalten, während das Wachstum kontrollierter und gleichmäßiger verläuft.
7. Unterschiede zwischen Indica- und Sativa-dominanten THC-Stecklingen
Nicht jeder THC-Steckling reagiert gleich auf Entlaubung. Die Genetik spielt eine wichtige Rolle:
Indica-dominante Stecklinge
- meist breite, große Blätter,
- kompakter Wuchs,
- vertragen meist eine leichte Entlaubung etwas besser.
Sativa-dominante Stecklinge
- lange, schmale Blätter,
- höherer Wuchs und längere Internodien,
- reagieren häufig empfindlicher auf Stress und starke Eingriffe.
Für viele moderne Sorten, die als THC Stecklinge angeboten werden (zum Beispiel hybride Sorten
wie California Indi, Gelato oder Amnesia-Typen), gilt:
Leichte, gezielte Entlaubung ist möglich, doch in den meisten Fällen ist Zurückhaltung besser.
8. Häufige Fragen (FAQ) zur Entlaubung von THC-Stecklingen
Wann ist der beste Zeitpunkt, um Blätter zu schneiden?
Der sinnvollste Zeitraum liegt in der mittleren Wachstumsphase, typischerweise etwa in Woche drei bis fünf,
wenn der Steckling bereits gut angewachsen ist und aktiv wächst. Direkt nach dem Einsetzen oder bei sichtbar
geschwächten Pflanzen sollte nicht geschnitten werden.
Kann man Blätter schneiden, um Schimmel zu vermeiden?
Ja, in begründeten Fällen kann das Entfernen einzelner Blätter helfen, die Luftzirkulation zu verbessern und
Schimmelrisiken zu reduzieren. Trotzdem sollte die erste Maßnahme immer sein, das Klima zu optimieren, etwa
durch bessere Belüftung, Luftbewegung oder angepasste Luftfeuchtigkeit.
Schadet Entlaubung dem Ertrag?
Falsch angewendet kann Entlaubung den Ertrag deutlich verringern, da der Pflanze wichtige Energiequellen fehlen.
Sorgfältig und gezielt eingesetzt, kann sie jedoch in einigen Setups dazu beitragen, Licht effizienter zu verteilen
und so die Entwicklung der Blütenstände positiv zu beeinflussen.
Soll man beim Einsetzen von Stecklingen die Blätter kürzen?
Früher wurde häufig empfohlen, die Blattspitzen in Form eines Halbmondes zu kürzen, um die Verdunstung zu reduzieren.
Bei modernen, gesunden THC-Stecklingen ist das in den meisten Fällen nicht mehr nötig und wird heute eher selten
empfohlen. Eine gute Klimakontrolle und vorsichtige Bewässerung sind hier wichtiger.
9. Fazit: Blätter nur schneiden, wenn es einen klaren Grund gibt
Für THC-Stecklinge lässt sich zusammenfassen:
- Blätter sind Energiequellen und sollten nicht leichtfertig entfernt werden.
- Entlaubung ist nur dann sinnvoll, wenn es einen klaren Grund gibt, etwa Schimmelgefahr oder extrem dichte Blattmasse.
- Low Stress Training (LST) ist in vielen Fällen die bessere Alternative zum Schneiden von Blättern.
- Junge Stecklinge sind besonders sensibel und reagieren stärker auf Stress als etablierte Pflanzen.
Wer seine THC-Stecklinge mit Bedacht pflegt, behutsam arbeitet und nur dann in die Blattstruktur eingreift,
wenn es wirklich nötig ist, schafft die Grundlage für gesunde Pflanzen und stabile Erträge.

